Vom aushelfenden Linienrichter zum Derby-Matchwinner: Magnus Budszus (oben) wurde Mitte der zweiten Halbzeit von Hornbergs Trainer Markus Armbruster (hinten) eingewechselt und schoss kurz darauf den 3:2-Siegtreffer gegen den SVH um Trainer Martin Leukel (unten von links) und Co-Trainer Dominik Schmidt, hier nach dem Haslacher 1:1. Fotos: Marc Faltin
Eine Erinnerungstäuschung, bei der eine Person glaubt, ein gegenwärtiges Ereignis früher schon einmal erlebt zu haben: So etwas wird mit dem schön klingenden französischen Déjà-vu auf einen kurzen Nenner gebracht. Der SV Haslach erlebte jedenfalls eine ziemlich ähnliche Derby-Niederlage beim VfR Hornberg noch einmal – obwohl die zuvor unbesiegten Hansjakobstädter am Samstagabend noch deutlicher die Favoritenrolle trugen als am 19. September 2020.
Damals feierten die Hornberger mit einem 2:1 ihren ersten Heimsieg nach der Rückkehr in die Fußball-Bezirksliga, die 14 Jahre auf sich warten ließ. Am 18. September 2021 feierte der VfR gegen den SVH mit dem 3:2 seinen ersten Heimsieg in dieser neuen Saison und anschließend wie im Vorjahr noch das Oktoberfest.
„Wir sind realistisch genug, um gewusst zu haben, dass unsere tolle Serie mal endet“, sagte Martin Leukel, „aber es ist ärgerlich, dass dies ausgerechnet im Derby passierte.“ Der SVH-Cheftrainer zeigte sich dafür mit dem Auftreten seines Teams, „das bisher sehr viel geleistet hat“, gerade im Vergleich zum Derby fast genau ein Jahr zuvor „zufrieden“. Während damals der VfR „in den Grundeigenschaften uns überlegen war, lag es nun an drei Fehlern unsererseits“.
Läuferisch und kämpferisch hingegen waren die Schwarz-Weißen auf einem Level, „auf dem holprigen Rasen“ komme das Fußballerische naturgemäß zu kurz, so Leukel. Der SVH habe bisher ohnehin sehr gute Moral und Mentalität bewiesen und kam zweimal auch in Hornberg zurück. Nur der Pfosten verhinderte kurz vor Schluss ein drittes Mal. Im Vorjahr hatte Simon Bader mit sensationeller Rettungstat auf der Torlinie das Haslacher 2:2 verhindert, diesmal erzwang er den Foulelfmeter zum 1:0 und köpfte das 2:1. „Simon hat sich endlich für seinen Einsatz belohnt“, freute sich Trainer Markus Armbruster: „Das war insgesamt richtig gut, was die Jungs rausgehauen haben gegen einen SVH, der bis zum Schluss in dieser Saison vorne dabei sein dürfte“. Und dann brachte beim Stand von 2:2 Armbruster den Linienrichter aufs Grün. Magnus Budszus, den noch Knieprobleme plagen und der körperlich nicht bei 100 Prozent ist, ersetzte zunächst Horst Häusler, der sonst das Fähnlein in der Hand hält, und danach Mario Schwendemann auf dem Feld. Zwölf Minuten später startete der 22-Jährige einen unwiderstehlichen Alleingang aus der eigenen Hälfte über außen und traf ins lange Eck zum 3:2. „Magnus hat noch mal ordentlich Betrieb gemacht“, zog Armbruster seine Kappe vor dem Auftritt von Budszus,
der eigentlich zum Stammpersonal beim VfR zählt, der wiederum zum Leidwesen der Haslacher ausnahmsweise effizient mit seinen Torchancen umging. Entsprechend feierten die Blauen an der Frombachstraße nahe der Brauerei Ketterer auf dem Oktoberfest bis tief in die Nacht. „Zahlreiche Haslacher Spieler blieben auch lange“, so VfR-Co-Trainer Martin Künstle, der seit Jugendzeiten eng befreundet ist mit Armbruster und Leukel, wie die beiden Trainer auch. Und der zweite Co-Trainer Thomas Stuber, zwei Tage jünger als Leukel, pflegt mit dem Hausacher eine lange Freundschaft.
Auch VfR-Vorsitzender Stefan Röck freut sich stets über den Besuch von Leukel, vor gut zwei Jahrzehnten Meister- Coach in Hornberg in der Kreisliga B. Röck war indes bei einer Hochzeit zu Gast und verpasste sogar das gesamte Derby. Leukel hatte einen privaten Termin und sich schon vor Anpfiff bei den Hornbergern entschuldigt,
nur auf ein Getränk bleiben zu können. Auf Armbruster wartete oben auf dem elterlichen „ Käppelehof“ in Hausach eine Familienfeier, Stuber musste ebenfalls zeitig nach Hause.
Zumindest das gemeinsame Nachspiel der Trainer beider Lokalrivalen unterschied sich vom Derby 2020 mit erneut zahlreichen Zuschauern.
Copyright: Marc Faltin - Offenburger Tageblatt vom 21.09.2021